Und genau JETZT, während du dich entschlossen hast, den Anfang dieser Zeilen zu lesen, hörst du auf einmal den bekannten Klingelton deines Handys bimmeln und hebst in deinem seltsamen Automatismus unverzüglich ab, obwohl keine Nummer gesendet wird.

Eine angenehme und sympathische Klangstimme am anderen Ende ertönt in klarer Aussprache:

„Guten Tag. Hier spricht der Kundenservice der Inspirationsabteilung vom Institut für angewandte und betreute Lust– und Lebenskunst. Ihre Lebensakte liegt uns seit Ihrer Geburt vor und wir wollten gerne einmal nachfragen, wie Ihnen Ihr Leben bisher gefallen hat?

Für ein sonniges „Chaka boom“ drücken Sie nach dem Piepton die Eins.

Für ein genervtes „Geht gar nicht“ drücken Sie die Null.

Und für ein mittelmäßiges „So la la“ warten Sie bitte auf nachfolgende Anweisungen.

Piep.

(…)

Möchten Sie nun die aktuellen Lustpunkte Ihres Lebenskontos erfahren, so sagen Sie „JA“.

Ja!

Wie bitte? Das war sehr undeutlich. Sprechen Sie noch einmal.

Jaaaaa!

Ihre Lustpunkte betragen derzeit 28 von 100 möglichen Punkten.

Wir sagen Danke und werden uns kurz vor Ihrem Ableben noch einmal bei Ihnen melden. Eine schöne Lebenszeit noch! Auf Wiederhören!“

Tuuuuuut.

Stumme Stille. Die Zeit vergeht.

Drückende Leere. Dein Hirn klebt fest.

Du legst dein Handy zur Seite und stehst immer noch wie unter Gefrierschock.

Wie konnte dir das nur passieren? Wie konntest du nur 28! von 100 Punkten erreichen???

All deine Glanzleistungen, die du hingelegt hast, um ein gutes Leben zu haben.

Die ganzen Opfer, die du erbracht hast. Deine unzähligen, schlaflosen Nächte. Der ganze Stress. Das viele Geld, welches du investiert hast. Die anstrengenden Gespräche, die du mit ganz schrägen Menschen führen musstest. Deine gescheiterten Beziehungen. All deine strapazierten Nerven, deine Geduld und Ungeduld und sogar deine einst prachtvollen Haare, die nebenbei immer grauer wurden und ganz elegant vor sich hin dünnten.

Was soll das? Das ist nicht fair. Die ganze Zeit hattest du nur ein Ziel. Das Leben zu bekommen, was du dir ausgemalt hattest und jetzt DAS !

28 läppische Lustpunkte für den ersten Lebensabschnitt, sind wie ein zerfleddertes und kaum noch greifbares Krümelchen Gruyère Premier Cru auf einem ganzen französischen Baguette.

Du hast es verkackt!

In deinem hinteren Gehirnghetto fängt ein mehrköpfiger, schwarz bekleideter Chor mit erhobenen Armen, den ersten Artikel des Rheinischen Grundgesetzes „Et es, wie et es“ in der gleichen Melodie des Refrains vom Beatles Klassikerhit „Can’t bye me love“ im Kanon zu singen.

In den nachfolgenden Tagen überdenkst du gründlich das, was sich anscheinend Lebenslust nennt.

In den Sinn kommen dir deine leuchtvollsten Glücksmomente, die höchsten Erfolgsspitzen, deine vielen Reisen, deine Liebsten, die dich nie im Stich gelassen haben und dir immer ein „Coming-Home-Gefühl“ gaben, auch all die interessanten und unterschiedlichen Menschen, die deinen Weg auf kuriose Art und Weise kreuzten und deine Gefühle in einen isolierten Achterbahnwagon ohne Bremsen aufluden.

Und natürlich die leckeren Pfannkuchen deiner lieben Großmutter, die mit geschmolzener Haselnuss-Schokolade einfach am besten schmeckten.

„Jetzt ist Schluss!“ denkst du dir und regst dich auf, dass dieses mysteriöse Institut nicht einmal eine Homepage hat, die vielleicht auf einen Support-Service hinweisen könnte. Also stöberst du dich weiter durch das „Dreifache Weh“ und stößt plötzlich auf einen Bericht mit dem Titel „Lustluxus“.

Hier fängst du an zu lesen:

Kannst du dir echte LUST leisten?

Lebst du das richtige WOLLEN in dir, anstatt das lästige MÜSSEN oder gar nur den Glauben, dass du „müssen“ musst?

Wo verballerst du deine ganze Energiekohle immer und immer wieder?

Und für was brennst du eigentlich wirklich?

Deine Lust ist der größte Motivator, den du hast. Sie ist das größte KRAFTwerk in dir, dein emotionales Mitochondrium und dein persönlicher LautSTÄRKEregler.

Deine Lust ist der Kernort deiner SelbstZUFRIEDENHEIT.

Deine Lust sollte zu deinem Hippokratischen Eid werden.

GÖNNST DU DIR DEN LUXUS DER LUST?

Oder investierst du lieber in die Selbstblockierungsentwicklung hinein?

Verwechsle Lust nicht mit vorgelebtem Wohlstand.

Die Figur „Will Hunting“ hätte Nobelpreise abräumen können, doch er hatte wenig Lustmuse dazu und entschied sich für die Liebe.

Lust hat nichts mit äußeren Umständen zu tun.

Entweder ist Lust da oder man fühlt einen deutlichen VerLUST.

Etwas fehlt! Etwas ist nicht in Ordnung. Etwas muss verändert werden. Du fühlst Mangel! Und das ist der beste Beweis dafür, dass du die Lust momentan hier nicht erwerben kannst. Du bist zu arm dafür! Und du musst dich mit weniger zufrieden geben.

Das macht dich zum neurotischen Nörgler.

Wenn dich dein Job nervt und du morgens nicht aufstehen magst, dann hat das nichts mit deiner Arbeit zu tun oder wie die Rahmenbedingungen dafür bestellt sind, sondern viel mehr damit, dass du nicht die volle Lust dafür aufbringen kannst.

Wenn dein Partner dich nervt oder du nicht mehr in dieser Beziehung weilen magst, dann nicht weil der Partner nicht ok ist und dich nicht mehr glücklich macht, sondern weil du nicht die volle Lust entfalten kannst.

Und wenn du dich selbst nicht leiden kannst und dich ständig selbst kritisierst und unter Druck setzt, dann hast du verdammt nochmal auch keinen Bock auf dich und auf den Typ Mensch, der du gerade bist. Du bist sozusagen universal-bocklos.

Und vielleicht hast du nicht einmal Lust auf die Auseinandersetzung mit deiner Lust .

Aber du solltest dich trotzdem fragen:

Worauf hast du eigentlich Lust?

Wenn du jetzt eine pistolische Schuss-Idee gleich parat hast, ist das schon einmal gut. Speichere sie kurz mal.

Aber wenn du so gar keinen Masterplan hast und keine konkrete Lust zu etwas verspürst, weil du wie eine betrunkene Dörrobstmotte auf deinem Gedankengelände herumtorkelst…daaaaann solltest du schleunigst mit dir in den Sabbat gehen, um es heraus zu finden. Und zwar ganz für dich alleine, ohne die Kopier- und Kapiervorlagen der Leben deiner Freunde oder deiner Eltern, die dir das Ei des Kolumbus bereits auf den Tisch vorgestellt und hingeknallt haben.

Es wird Zeit, deine eigenen Eier zu finden! 😉

Vielleicht wird es auch Zeit, gegen deine bisher geglaubten PRINZipien zu handeln und endlich zum König zu werden!

Vielleicht wirst du sogar bei einigen Menschen Empörung auslösen müssen, weil du gegen das gewohnte Bild von dir handelst.

Tue es einfach. Aber prüfe mindestens 14 Mal vorher, ob es sich auch wirklich um deine wahre Lust handelt.

Und wenn du weißt, was dein Weg ist, dann fange gefälligst an, dich zu bewegen.

Wenn es sein muss fuchtle um dich herum, tanze Cha Cha oder drehe erst einmal durch.

Aber dann aktiviere deinen Tun-Modus, bevor du schwups di wupp wieder in deinen niedlich-braven Schluffi-Anzug schlüpfst und ewig auf Godot wartest.

Suche die Quelle, wo deine Lust entspringt und webe ein Netz dorthin, damit du sie nicht mehr verlierst.

Und du wirst dich bewegen, wenn es sich um deine wahre Lust handelt. Selbst wenn du eine faule Socke bist. Und wie du dich bewegen wirst.

Du wirst dich nicht extra motivieren müssen, weil du es schlichtweg wollen wirst. Deine ganze unerschöpfliche Power wird danach ausgerichtet werden und die Zeit wird dich nicht drücken, sondern dir zur Seite stehen.

Wenn du erst einmal das Lustwollen entdeckt hast, dann wird dein Job kein Job mehr sein, sondern die reine Erfüllung.

Dann wird deine Partnerschaft dich nicht stören, sondern dich bereichern und dann wirst du endlich das Kriegsbeil zwischen dir und deinen eigenen auferlegten Selbstzwängen begraben und es wird endlich sanfte Ruhe einkehren.

Wenn du dann immer noch nachts wach wirst, dann weil du so ausgeglichen bist und keinen weiteren Schlaf benötigst.

Finde für dich das, wofür es sich lohnt, täglich den Tag zu beginnen. Und tue es für niemanden, außer für dich selbst!

Und wenn du eines Tages gefragt wirst, wie du es gemacht hast, dann sage:

„Als erstes hatte ich einen verdammt guten Grund dafür! Ich hatte richtig Lust darauf!“

Und hier beginnt deine Luxusreise, Cristoforo!

Buon viaggio e Piep Piep.