Humor Victor Amor
Wir alle tun es! Wir nehmen uns selbst viel zu wichtig, viel zu ernst. Und wenn wir das nicht tun, nehmen wir andere viel zu wichtig und viel zu ernst und schenken ihnen noch mehr Bedeutung als uns selbst. Wir übernehmen ihre Sorgen, ihre Probleme und versuchen sie zu retten…aus welchem Grund heraus? Damit WIR wieder Wichtigkeit erfahren.
Das Leben steckt voller Ego-Fallen, die aber natürlich alle daher kommen, dass wir Jemand sein wollen. Und wenn wir Jemand sein wollen, dann muss es wer anders auch bitteschön sehen, dass wir Jemand sind.
Also veranstalten wir einen ganzen Zirkus. Arbeiten am Sein und am Schein und versuchen vehement heraus zu finden, was das Beste für uns ist und wie man es richtig macht. Am Besten richtiger als alle anderen, denn dann sind wir weniger angreifbar.
So setzen wir uns ziemlich unter Druck, denn wir sind stets am Bewerten, ob dies oder das auch gut genug ist und ob wir immer noch an der Kuchen-Stück-Competition teilnehmen und dabei sind.
Wir sind infiziert! Als verseuchte Avatars unserer Elternwesen rennen wir durch das, was wir Leben nennen und stolpern immer wieder in unsere selbstkonditionierten Dramenfallen hinein, nicht darüber wissend, dass dies erst eine der obersten Schichten auf der Fläche ist.
Und doch bleiben hier bereits die ersten drin hängen. Viele davon halten das ganze TamTam nicht aus, fangen an, sich zu betäuben, sich aus dem Leben zu beamen und flüchten sich in ihre eigene Welt zurück, um der Apokalypse zu entkommen.
Wo sind wir hingekommen und wo wollten wir ursprünglich nochmals hin, hä?
Keiner weiß es mehr so recht und wir wissen obendrauf auch nicht, was wir jetzt tun sollen.
Die Gesellschaft sagt dies, die Bücher schreiben uns das vor, der Partner jenes und der Therapeut anderes… und wir …wir folgen dann stumm, sind verwirrt über alles mögliche und schnell wird uns etwas zuviel.
Wir sind auf einem Sklavenplaneten gelandet. Alles wird vorgeschrieben.
Und selbst, wenn du jetzt denkst, dass du ein Aussteiger bist…selbst du bist hier und folgst dem Konzept des Aussteigers.
Jeder ist in irgendeinem Konzept gefangen.
Der Konservative, wie der Kreative, der Sportliche, wie die Sofakartoffel, der Geistreiche, wie der Gammelhammel.
Das Leben ist ein Witz.
Du kannst jede Theorie nehmen, sie umdrehen, betrachten, bewerten, darüber meditieren, sie verwerfen und am Ende bleibt ein großes Fragezeichen vor deiner Stirn. Du weißt es nicht. Du weißt es einfach nicht. Und das macht dich kirre. Heute dies, morgen das. Heut bin ich so, morgen so, übermorgen anders.
Herzlich Willkommen in Ihrer Unbeständigkeit. Das Leben ist Bewegung. Das Leben ist vergänglich. Und lebend kommt man hier nicht raus!
Ich liebe Sokrates, meinen weisen Ur-Opa. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, sagte er.
Welch grandioser Satz. Der Beste meines Erachtens.
An dieser Stelle bräuchte man gar nicht weiter straucheln. Man müsste genau das praktizieren.
Aber das kann man nicht, weil wir dann ja nicht gut genug wären, wenn wir wie die Faultiere durch das Land schlendern würden. Die Gesellschaft setzt uns die Pistole auf die Brust und die Erziehung tut es auch. Schwierig auszubrechen.
Comedy pur! Anders kann ich es nicht ausdrücken und muss herzlich darüber lachen.
Wir brauchen Humor. In guten, wie in schlechten Zeiten. Humor nimmt uns raus aus dem Drama. Humor befreit uns vor Verurteilung und lässt uns unsere wahre Natur spüren.
Als Baby hatten wir einen sensationellen Humor. Wir haben oft gelacht. Jeder Idiot brachte uns zum Lachen. Jedes noch so langweilige Mobile über unserem süßen Köpfchen und jeder, der irgendwie einen aufregenden Laut nachmachen konnte. Gut, manchmal weinten wir auch bei all dem penetranten Gutschi Guuu Uuuh….
Und heute? Heute sind wir wie die Milchkuh in der Box! Bedeutungsschwanger! Immer wieder.
Wir haben unser Kind-Sein verloren oder können es nicht mehr so ausleben, wie wir wollen.
Was haben wir früher gelacht, was haben wir die Zeit vergessen. In was für Abenteuer haben wir uns gestürzt…wild und furchtlos… wie die Piraten! Wir waren frei. Frei und unabhängig.
Gedanken hatten wir nicht viele. Aber eine blühende Fantasie. Eine Situationskomik vom allerfeinsten. Wir spielten Szenen nach und brachten alles Leblose zum Leben.
Heute machen wir es umgekehrt. Wir legen dem Leben Ketten an, damit wir es besser kontrollieren können. Dafür legen wir uns an manchen Tagen wirklich ins Zeug.
Dass das Leben macht, was es will, ist uns wenig willkommen. Wir möchten allherrschend sein.
Doch wir können es nicht und stoßen deswegen jedes Mal gegen die Granitwand und prallen wieder zurück. Dann erholen wir uns, nehmen Anlauf, tun es nochmal und verlieren im Lauf des Lebens reichlich an Lebensenergie.
Wofür? Nur ein Verrückter macht immer wieder das Gleiche und begreift nicht, dass es so nicht geht.
Aber offensichtlich haben wir ein Faible für Hartnäckigkeit. Und offensichtlich liegt es in unserer Natur.
Wir sind so vermessen, zu glauben, dass wir jemals irgendetwas kontrollieren könnten. Wir müssen endlich begreifen, dass wir es mit dem Leben nicht aufnehmen können. Es ist so viel größer, dass unsere Vorstellungskraft nicht ausreicht. Unsere ganzen Geschichten sind ein Pups gegen das große Leben. Ob wir im stillen Kämmerlein unser Drama initiieren juckt dem Leben da draußen genauso wenig, wie wenn wir kiffend auf Jamaika unter der Sonne brutzeln.
Das Leben spielt einfach weiter. Es ist. Es macht sich keine Gedanken über uns.
Ganz ehrlich: Kauf dir ne gestreifte Tüte Popcorn, lass dich in deinen gemütlichen Kinosessel aus rotem Samt hineinfallen und schau dir den Film deines Lebens an! Du wirst lachen! 100%.
In der Tat bin ich stets der Überzeugung, dass Beobachtung immer eine gute Strategie ist, um sich selbst zu betrachten.
Ich sage nicht, dass alles Humor ist, denn es gibt für alles eine Zeit.
Und alles, was geschieht bringt uns weiter und lässt uns das Leben Schicht für Schicht erkunden.
An Mauern abzuprallen bedeutet, dass wir uns abreiben und allmählich Dinge abschütteln, die uns behindern, wie die Kinder zu sein.
Deswegen sind unsere Tragödien da. Deswegen benötigen wir Schmerz, weil Schmerz uns durchrüttelt und als neuen Menschen wieder auf die Füße stellt. Wahrscheinlich haben wir deswegen keinen Wandprallschutz installiert bekommen.
Schmutzige Kleidung muss man auch beim Waschen reiben, damit sie sauber wird. Und Diamanten müssen einen hohen Druck beim Schleifen erfahren, damit sie schön funkeln können.
Du sollst nicht Humor anwenden, wenn er nicht da ist. Das wäre aufgesetzt.
Aber wenn Humor da ist, ist Liebe da. Wenn du Humor leben kannst, fließt Lebensenergie. Du bist nicht in der Lage schlecht über wen zu denken und auch nicht über dich selbst. Du lachst darüber. Und du findest es witzig. Das ist etwas sehr liebevolles.
Das Herz lacht. Humor verbindet. Die Zellen tanzen und du tanzt mit. Mit diesem Leben. Auf dieser Welle. Wie ein Surfer. Bis du vom Board fällst.
Leben ist Wandel. Und das ist die einzige Beständigkeit, die wir haben.