Ana's Blog

Es folgt ein philosophischer Ein-Frau-Vortrag und könnte durchaus etwas in dir an-rütteln.

Bereit für nen etwas härteren Cocktail ? Los geht’s ! 🙂

Wenn dich dieser Titel jetzt bereits angesprochen hat, dann geh davon aus, dass es etwas in dir gibt, was du für dich noch benötigst bzw. klären magst.

Kein Problem! Hier kannst du erst einmal weiterlesen und dir das nehmen, was du gut gebrauchen kannst. Lass das andere einfach liegen, denn vielleicht braucht es wer anders. 😉

Bei psychologisch philosophischen Themen ist das ja immer so ne Sache, nicht wahr?

Denken wir über Verzeihen oder Vergeben nach, so denken wir meistens an eine Person, mit der wir (noch) in Unstimmigkeit leben.

Das kann zum einen eine etwas leichtere Variante sein, wie dass die andere Person nicht unsere Erwartungen erfüllt, uns nicht versteht, uns ständig enttäuscht, sich nicht ändern mag und wir damit einfach nicht klar kommen können.

Oder aber, es ist etwas vorgefallen, was wir als „unverzeihlich“ ansehen.

So oder so! In beiden Fällen sind unsere wunden Punkte getroffen worden und jetzt schreit das Kind in uns ! Wir sind VERLETZT !!! Nicht mehr und nicht weniger.

Und wir sind in Unfrieden, weil wir unsere „schmerzliche Seite“ spüren und damit ja nicht befreit ins Leben gehen können.

So kann es hier leicht passieren, dass wir diese eine Person für unseren Unfrieden beschuldigen. Denn ohne diesen Vorfall wären wir ja glücklich und sorgenfrei.

Wir wären weniger belastet.

Aber ist es so?

Wenn du jetzt ein Mensch bist, der gerne in Harmonie lebt, dann wirst du dich dabei erwischen, wie du diese Situation bedauerst und schnellst möglich aus der Welt schaffen willst oder aber du wirst wütend und du könntest den anderen alles mögliche heißen.

Beides ist heiße Luft und bringt uns hier nicht weiter.

Die Sache geht tiefer.

Beherrscht du das „verzeihen-Können“ ? Mit jeder Pore und mit jeder Zelle deines Körpers? Weißt du wie das geht ? Oder reden wir hier nur um eine Sache, mit der wir uns nie richtig auseinander gesetzt haben ?

Wir wissen wie sich Angst anfühlt, wie sich Wut anfühlt, wie unzufrieden sein geht.

Aber wissen wir eigentlich, wie sich Verzeihen anfühlt ?

Nein, wir wissen es nicht. Und wir wissen es deshalb nicht, weil wir nur Bewährungsscheine ausstellen. Wir sagen so Dinge, wie „ ich verzeihe dir, aber ich vergesse nicht!“ Und so befreien wir den anderen in eingeschränkter Form aus seiner Schuld und setzen uns in Lauer-Position, damit wir ja auf der Hut sind, falls eine neue Verletzung anzukommen droht. Denn er könnte es ja wieder machen. Die Antennen sind also aufgestellt und wir sitzen in unserer Kontrollzentrale und wachen darüber.

Diese Sache befriedigt uns nicht wirklich, doch es scheint auf den ersten Blick so auszusehen, als hätten wir den Überblick und wären wieder in Ordnung.

Ein Trugschluss.

Nichts ist in Ordnung. Denn deine Verletzungen und deine wunden Punkte sind immer noch da. Eben in Lauer-Position. Allzeit bereit geweckt zu werden. Sieh ein, dass du hier und da einfach noch verwundbar und empfindlich bist. Und erkenne an, dass du Angst hast. Angst vor weiteren Verletzungen.

Erkenne aber auch noch eines:

Dass du dem Braten gar nicht traust! Dass du den anderen nicht traust. Denn schließlich haben sie offensichtlich die Macht, dich zu verletzen.

Die Wahrheit ist : Du kannst gar nicht verzeihen, so lange du verletzbar bist!

Und wenn wir ehrlich sind, steht dir der Richter-Job, wem du und ob du und wie viel du jemanden verzeihen magst auch nicht wirklich.

Es ist nämlich nicht in deinem Sinne, oben und unten zu spielen. Richter und Angeklagter. Wenn du das immer noch möchtest, dann bist du auf Macht aus. Dann kannst du nicht nur nicht verzeihen, sondern du willst es auch nicht.

Wenn du damit klar kommst und es dich nicht belastet, dann ist es fein. Wenn es dich aber nachts aufweckt, du körperliche Symptome aufweist, nicht glücklich bist mit der Situation oder gar mit deinem Leben, dann geh weiter, geh tiefer und finde heraus, was es ist.

Ich möchte an dieser Stelle nun das Wörtchen Vergebung einbringen. Im Grunde sind beides, sowohl Verzeihen, wie auch Vergebung in erster Linie nur Worte.

Aber ich bin in Bezug auf dieses Thema auf das englische Wörtchen „forgive“ gestoßen, welches mir aufschlussreicher erschien, als Verzeihen.

Nehmen wir das Wort „FOR-GIVE“ also „VER-GEBEN“ bzw. „VOR-GEBEN“, dann ergibt sich sich eine ganz andere Bedeutung, die es ganz gut trifft.

Es geht hier gar nicht, darum, jemanden von seiner Schuld zu befreien in dem Sinne. Denn dafür müsste man Schuld ausgesprochen haben. Und ich finde, dass Schuld ein schweres Wort an sich ist.Und wir auch gar nicht befähigt sind, das zu tun. Hier geht es viel mehr um die eigenen Verletzungen und dass wir den anderen als Quelle unserer Verletzung identifizieren. Auch eine Lüge übrigens.

Denn, jetzt mach ich kurz einen Ausflug…Ich behaupte jetzt mal, dass KEIN Mensch da draußen, absichtlich etwas mit uns anstellt bzw. überhaupt nichts mit uns anstellen kann. Kein Mensch tut dir etwas absichtlich an, um dich zu verletzen. Diese Menschen, die sich jetzt so oder so verhalten, auch du und wie du dich verhältst….es gibt Gründe! Und so gibt es Gründe, dass dir gewisse Dinge Schmerzen zufügen und andere nicht.

Deine Eltern, die deine Erziehung versemmelt haben. Sie haben es nicht besser gewusst. Der Partner, der dich enttäuscht, verletzt, betrogen, belogen hat. Er kann es nicht besser, er hat es nie gelernt. Freunde, die uns sitzen lassen, sie handeln vielleicht aus Angst, aus Unwissenheit, aus Selbstschutz heraus. All das hat immer mit diesen einzelnen Personen zu tun und NIE mit dir.

Und jetzt ist die Frage: Wie gut, kannst du den anderen annehmen, so wie er ist? Eben weil er seine Gründe hat. Wie gut, kannst du ihm die Chance geben, sich zu entwickeln, zu erfahren, weiterhin vielleicht ein paar Fehler zu machen, in einen Zustand zu bringen, der VOR der Verletzung, vor deiner Verletzung stattgefunden hat, d.h. bevor er dir, dies oder jenes angetan hat.

GIB ihm die Chance auf „VOR“ der Situation! Verstehst du das? Bring ihn zurück auf den Nullpunkt. Und nimm in Kauf, dass er patzen wird. Aber bringe auch dich weg vom Lauer-Hochsitz. Kannst du das? Can you FOR-GIVE him/her? Kannst du ihm/ihr (das) ver-GEBEN?

Kannst du den anderen mit anderen Augen ansehen, deine Einstellung zu ihm ändern und offenherzig ihm vertrauen, dass er diese Gelegenheit nutzen wird und es schaffen wird, sich weiter zu entwickeln, es besser macht als bisher?

Und jetzt ist die wichtigere Frage nicht mehr, ob du und wie gut du dem anderen vertrauen kannst, sondern, wie gut du dir selbst vertrauen kannst, dass du dich da hin bringen kannst, jemanden anderen zu trauen!!! Kriegst du das hin ? Kannst du vor deiner Voreingenommenheit loslassen? Kannst du ihn machen lassen und kannst du ihn sein lassen?

Kannst du dir SELBST VERZEIHEN, dass DU bisher der Mensch in deinem Leben warst, der kein Vertrauen den anderen gegenüber hatte? Kannst du dir deine Anklagen gegenüber den anderen verzeihen ?

Und vertraust du dir, dass wenn eine weitere Verletzung stattfindet, du wieder aufstehen wirst?

Offenherzig aufstehen wirst, ohne dich in deine Rückzugszentrale der alt eingesessenen Negativ-Erfahrungen zu setzen und das Unfrieden-Gewitter anzuschmeissen?

Dann Herzlichen Glückwunsch.

Vergib dir selbst und heile deine wunden Stellen, indem du deine Angstknöpfe austauscht. Habe den Mut, dich zu verändern und zu dir und den anderen eine andere Einstellung zu gewinnen. Du musst nichts weiter tun, als deine bisherige Einstellung zu hinterfragen und zu entlarven.

Vielleicht bekommst du schon bald eine ordentlich Tracht Scham-Prügel von deinem Gewissen. Vielleicht erzählt dir dein immer denkender und kritischer Kopf eine ganz andere Geschichte, um dich nicht in eine Veränderung zu lassen. Und vielleicht passiert auch erst einmal gar nichts mit dir. Aus irgend einem Grund eben.

Aber immerhin bist du da geblieben, bis zum Ende. Und dafür dank ich dir.

Cheers 😉

Anastasia

Anastasia Evgeniou

5 Kommentare

  1. Yoakim - San

    Yassou Anastasia,

    es hat mich mal wieder sehr berührt.
    Ich hätte diese “Weissheit” gerne als Höversion gehabt und empfehle einen YouTube Kanal…

    Ich glaube es könnte die Welt ändern!
    Chapeau!!

    Ich vermisse die schöne Gespräche mit Ihnen, Es war sehr emotional!

    Liebe Grüße an Ihre Freundin Steffi, die in Ihrem wohlverdienten Urlaub ist.

    Ich drücke Sie ganz doll fest und freue mich von Ihnen zu lesen.

    Ich schicke noch unser Foto per Messinger an Qi Happens.

    Ganz liebe Grüße
    Ihr Chinese der Sie ganz doll vermisst!!

  2. Schöner Beitrag, dem ich soweit zustimme.

    Bei Blog-Artikeln frag ich mich ja oft: Was ist der Person zugestoßen, was ist ihr begegnet, dass sie sich damit auseinandersetzt?

    Tja 🙂

    Viele Grüße

  3. Liebe Anastasia, diese Worte haben mich sehr positiv berührt.
    Und es ist für mich ein Thema, das ich auf jeden Fall bearbeiteten möchte.

    Vielen lieben Dank, für die bezaubernden Worte.
    LG Janine

  4. Hallo Anastasia,

    Es ist ein tolles und tiefgreifendes Thema. Ich werde versuchen, die Worte in die Tat umzusetzen. Bestimmt schwierig, aber lohnend.

    LG Luzie

  5. Liebe Anastasia,

    eigentlich hatte ich als ich den Artikel las, an das gedacht was du vermittelst – im Qi Gong in deinem Wesen:

    Das innere Lächeln nach außen tragen!

    Jeder ertappt sich indem was du schreibst wenn wir sagen wir verzeihen –
    wir lauern wann passiert es wieder und hab ich mir doch gleich gedacht – eigentlich verzeihen wir nur unter Vorbehalt.

    Kürzlich habe ich mal gelesen:” Verzeihen ist dir Tür zum inneren Frieden” !

    Dein Blog = Erquickung für die Seele liebe Anastasia!

    Herzliche Grüße Jutta

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